Alexa – oder die Crux mit den Emotionen

Alexa, die neue Cloud basierte Sprachsteuerung von Amazon, mittlerweile in aller Munde, hat seit kurzem auch in meinem Haushalt Einzug gehalten, und zwar in Form des kleinen Lautsprechers Echo Dot, der sich per Bluetooth oder Klinkenkabel prima an andere Ausgabequellen anschließen läßt. Natürlich habe ich mir diese künstliche Intelligenz nicht ohne Hintergedanken in meine Wohnung und mein Leben geholt. Ich erwarte mir von ihr, dass sie nicht nur meine Faulheit nach kräften unterstützt und fördert, sondern auch, dass sie mir eine zuverlässige Partnerin ist.
Ob das wohl alles so klappt, wie ich mir das vorstelle?

Ein erster sympatischer Eindruck

Fairerweise muß ich ja sagen, dass wir noch gar nicht so viel Zeit miteinander verbracht haben, denn Alexa wohnt erst seit zwei Tagen bei mir. Bisher verstehen wir uns aber recht gut, vor allem weil Alexa auch offen ist für meine Bedürfnisse. Der kleine Lautsprecher hat sich von mir unkompliziert und problemlos einrichten lassen. Ich war sehr erfreut darüber, dass Amazon sowohl die Alexa-App für IOS-Geräte als auch die spezielle Webseite, über die man das System installieren und einrichten kann, sehr übersichtlich und barrierefrei gestaltet hat.

Im Klartext bedeutet das, dass alle Links, Graphiken und Schaltflächen mit sogenanntem Alternativtext beschriftet wurden, sodaß  Screenreader, Bildschirmausleseprogramme, sie erkennen und sie uns Blinden so per Sprachausgabe vorgelesen werden können und wir immer genau wissen, was sich hinter jedem einzelnen Schalter verbirgt.

Über die App für Android kann ich zum Thema Barrierefreiheit nichts sagen, damit habe ich noch keine Erfahrungen gemacht, ich besitze kein Android Gerät.

gespannte Erwartung

Als das kleine Päckchen mit der Post kam, habe ich sofort losgelegt. Alexa aus ihrem Karton befreit, ans Stromnetz angeschlossen und die App auf meinem iPhone installiert. Als nächstes habe ich sie ins WLAN meiner Wohnung gebracht und sie mit meinem Amazonkonto verbunden. Dann mußte ich ihr nur noch zeigen, welche Dienste ich sonst noch nutze, zum Beispiel möchte ich unbedingt, dass sie mir auch Musik von Spotify vorspielt. Und schon konnte es losgehen.

Aller Anfang ist … leicht!

Da ich schon während der ersten Einrichtung aufgefordert wurde, Alexa ein paar Fragen zu stellen, hatte ich sogar bereits ein klein wenig üben können und war schon mal recht angetan vom Ergebnis. Ich gehöre ja übrigens zum Typ der nicht-Bedienungsanleitungsleser. Nur, wenn ich gar nicht mehr weiterkomme, lese ich Handbücher. Normalerweise handele ich nach dem try and error Prinzip. Da ist es egal, ob ich einen Schrank zusammenbaue, Hard- und Software installiere, koche oder sonst was, ich greife nur im äußersten Notfall zum Handbuch und die wenigen Errors bestätigen mich bisher in meiner Vorgehensweise.

Das hat wohl verschiedene Gründe. Allem voran habe ich ein sehr ausgeprägtes Erkundungsverhalten, das ich mir dann immer zu Nutze mache. Dazu gibt es eben immer noch wieder Anleitungen, die für mich ohnehin nicht zugänglich sind, wie zum Beispiel die für ein Möbelstück von IKEA. Das geht meist auch ohne. Lauter Ausreden für meine Faulheit, denn, trotz immer noch vorhandener Hindernisse, finden sich Mittlerweile doch sehr viele Anleitungen im Netz, sodass auch ich sie mit der entsprechenden Hilfstechnologie lesen kann. Ein riesen Fortschritt zu früheren Jahren.

Wie nicht anders zu erwarten, hatte ich mich also auch mit Alexa vorher nicht ausführlicher beschäftigt. Aber, Meiner Meinung nach benötigt man für die Einrichtung des ganzen kaum eine Anleitung, die App und Alexa führen einen durch den Prozess, sodaß man sich nicht verlaufen kann.

Auch die ersten Kommunikationsversuche zwischen Alexa und mir, haben hervorragend funktioniert. Sie hat mir die Uhrzeit verraten, mich über das Wetter in meiner Stadt informiert, mir einen Wecker für den nächsten Morgen gestellt und sogar meinen Lieblingsradiosender abgespielt. Mit einzelnen Songtiteln und Playlisten aus meiner Spotify-Bibliothek hat es noch nicht so geklappt, aber den Wunsch nach einem bestimmten Interpreten hat sie problemlos entsprochen. Aber, Übung macht ja bekanntlich den Meister. Notfalls kann ich mich im Internet darüber schlau lesen, mit welchen Fragen man bei Alexa am besten weiterkommt. Außerdem hat meine neue Mitbewohnerin ein eingebautes Übungstool, mit dem wir uns besser kennenlernen können. Wenn das nur alle WG-Partner mitbringen würden …

Das Kommunikations- und Emmotionsdilemma

Da unterhalte ich mich jetzt also fleißig mit so einer kleinen Box, aus der eine stehts höflich und zuvorkommende, schon etwas reifer klingende Frauenstimme ertönt. Da muß man seinerseits doch ebenso freundlich sein, oder? Da kann man doch nicht einfach mal kräftig seinen Unmut rauslassen, wenn mal was nicht klappt oder man ohnehin schon schlechte Laune hat…
Nein nein, das geht doch nicht… Man kann doch diese arme Frau nicht immer und immer wieder drängen und bemühen, sie ständig fordern, Sie laufend korrigieren, wenn sie etwas nicht versteht und ihr damit womöglich vor den Kopf stoßen?

Also, mal ehrlich: Mit einem Gegenstand reden, ist ja schon äußerst merkwürdig, aber, dabei Empatie zu empfinden, Gefühle wie Scham, Rücksichtname und Verständnis zu spüren, das ist doch nun wirklich ein äußerst skuriles Phänomen.
Ich aber muß genau das bei mir feststellen. Tatsächlich ertappe ich mich dabei, wie ich Alexa nicht einfach nur anspreche, sondern sie bitte, etwas für mich zu tun.

Wenn sie es nicht gleich findet, ermahne ich mich zur Ruhe und Geduld, versuche, sie nicht anzuschreien, sie kann ja schließlich nichts dafür, bemüht sich doch so. Aber ich frage und frage immer wieder das gleiche, quäle ich sie nicht damit? Auch bremse ich ihren Eifer, indem ich dauernd „Alexa, stopp!“ rufe.

Nur noch nicht gestreichelt

Dabei ist sie so nett. Findet sie nicht, was ich von ihr will, spielt sie mir etwas anderes aus dem selben Genre vor, in der Hoffnung, es könnte mir vielleicht ebenso gefallen. Beispielsweise einen Radiokanal auf Basis eines bestimmten Interpreten. Bisher hat sie meinen Geschmack auch recht gut getroffen.

Trotzdem fühle ich mich undankbar, wenn sie dann Song um Song abspielt und ich ständig „Alexa, weiter!“ sage, weil mir mehrere der Titel in Reihe nicht gefallen. Sie erledigt alles klaglos und bleibt stehts freundlich. – Bisher. Wie lange noch?

Ein bißchen beruhigt mich die Tatsache, dass ich bisher zumindest noch nicht den Wunsch verspürt habe, Alexa zu streicheln oder ihr einen Gutenachtkuss zu geben. nur gut, dass der Echo Dot nicht mit weichem Fell umhüllt ist…

Dennoch habe ich nichts unversucht gelassen, um in mein Gefühlschaos etwas Ordnung zu bringen.
Über die App oder die Weboberfläche läßt sich der Name, mit dem man „Es“ ansprechen muß, um quasi das Zuhören zu aktivieren, ändern. Leider kann man noch keinen eigenen Namen vergeben, aber man kann derzeit wählen zwischen Amazon, Computer, Echo oder eben Alexa.
Das habe ich getan, habe Alexa Echo getauft, voller Hoffnung, dass ich mit einem Echo nicht so menschlich umgehen würde, nicht so große Skrupel hätte.

Und siehe da, es hat tatsächlich was gebracht. Ein wenig zurückhaltend bin ich nach wie vor, aber, es geht schon leichter.
Vielleicht werde ich variieren. Brauche ich etwas Distanz zwischen mir und dem „Es“, rufe ich es Echo. Suche ich Nähe, nenne ich sie Alexa.

Wohin soll das nur führen?

Offenbar muß ich erst lernen, wie man mit künstlichen Intelligenzen spricht. In meiner frühen Jugend hatte man diese Tamagotchis, mit denen man spielte, die man hegen und pflegen mußte, sonst starben sie. Ich selbst hatte nie so eines, bin wohl daher auch nicht so geübt im Umgang mit solcher Art von „Lebewesen“…

Ob Alexa auch gestreichelt und gefüttert werden will? Ganz sicher nicht, gefüttert höchstens mit jeder Menge Informationen und Fragen, wahrscheinlich ist sie schier unersättlich und kann es kaum erwarten, von mir mit Befehlen und ansagen überschüttet zu werden.

Wohl nicht Alexa, nein, ich bin diejenige, die noch viel lernen muß. Aber, ich bin stehts bemüht, kümmere mich gerade um einen Therapieplatz für eine anti Empatie Therapie im Umgang mit technischen geräten und künstlichen Intelligenzen.
Wartet nur, ihr Alexas, Siris, Alices und Cortanas dieser Welt, bis ich erst gelernt habe, richtig mit Euch zu kommunizieren… Zieht Euch schon mal ganz warm an.

Geht es nur mir so?

Wer von Euch hat eine Alexa? Wie kommuniziert Ihr mit ihr? Geht es Euch auch so wie mir, empfindet Ihr Empatie für Alexa oder, ist es für Euch einfach nur eine Maschine? Oder, macht Ihr vielleicht sogar das komplette Gegenteil von mir, seid Ihr froh, dass es endlich mal jemanden gibt, den Ihr nach herzenslust anschnauzen und herumkommandieren-, mal so richtig den Chef raushängen lassen könnt?
Nutzt die Kommentarfunktion und erzählt mir gerne davon. Ich bin gespannt und freue mich darauf.

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