Teufel Radio 3sixty – Jetzt geht’s rund … oder doch nicht

Der bekannte Audiohersteller Teufel bezeichnet sein Radio als Weltempfänger des 21. Jahrhunderts. In Abrede stellen kann man das nicht, denn die Möglichkeiten Radio zu hören sind vielfältig.
Ich wollte wissen ob blinde Menschen davon ebenfalls profitieren können und habe mir das „Wunderradio“ bei Teufel bestellt.

Was ist das Teufel Radio 3sixty

Ein Digitalradiowecker, der bei Radiofans wirklich keine Wünsche offen lässt. Ein kleiner Kasten, in dem sich ganz viel Technik verbirgt. Das Radio 3sixty empfängt neben UKW-Radio noch DAB+ und ins heimische WLAN eingebunden auch Internetradio. Desweiteren lassen sich Dateien vom Smartphone per Bluetooth an das Radio senden und abspielen. Zusätzlich gibt es einen 3,5-Klinken-Audioeingang, an den sich externe Abspielgeräte wie CD- oder MP3-Player hängen lassen. Ein USB-Anschluss sorgt dafür, dass Medien von Speichersticks oder Festplatten abgespielt werden können, ebenso dient er als Powerbank und kann angeschlossene Geräte aufladen.
Als Streamingdienst ist Spotify Connect integriert.
Der Wecker bietet die Möglichkeit, zwei Weckzeiten parallel einzustellen und weckt einen dann mit der gewünschten Audioquelle.

Aussehen und Haptik

Das Radio 3sixty erinnert ein bisschen an ein Radio aus alten Zeiten. Ein rechteckiger Kasten mit einer Größe von 28×17,5×16 cm (bxHxT) und einem Gewicht von 2,5 kg. Das Gitter des 2-Wege-Lautsprechers befindet sich auf der Oberseite und strahlt sowohl nach oben als auch zu allen vier Seiten ab. Es ist mit einem sehr schönen Stoff bespannt. Der restliche Korpus des Radios besteht aus einem matten kunststoff, es fühlt sich fast ein bisschen wie Holz an, wirklich richtig hochwertig und sehr gut verarbeitet, ein, durch seine Größe nicht ganz so handlicher Handschmeichler. Es ist in weiß oder schwarz erhältlich.
Das Radio steht auf vier quadratischen Füßchen, die das Gerät ein wenig anheben, sodaß das unten liegende Bassreflexrohr ausreichend Luft zum atmen und schwingen hat. Durch diesen Aufbau soll man einen 360Grad-Sound erhalten.

Für jede Radioempfangsart gibt es jeweils 5 Stationsspeicher. Das sind insgesamt 5 Tasten, die sich je nach eingestellter Radio-Empfangsart mit Sendern belegen lassen. Positiv hier, die Tasten sind noch richtige Tasten, die sich allerdings leider sehr weit unten am Gerät befinden und sich taktil auch nicht besonders deutlich vom Gehäuse abheben.
Für das UKW-Radio befindet sich noch eine richtige Auszugantenne an der Hinterseite des Radios.
An der Front findet man oberhalt der Senderspeicher- und Funktionstasten für die Wahl der Eingangsquelle Start und Stopp, sowie Titel vor und zurück, noch zwei sehr große Drehregler im Retrodesign. Einer davon regelt die Lautstärke, mit dem anderen bedient man das Menü, zusammen mit zwei weiteren kleinen Tasten, die sich in unmittelbarer Nähe direkt beim Display befinden. Das Display zeigt neben der Uhrzeit den aktuell gespielten Radiosender an und empfängt von den Radiosendern ausgestrahlte RDS-Signale, die z.B. Songinfos oder Verkehrshinweise enthalten können. Ebenso lassen sich alle Konfigurationen über das Menü tätigen und über das Display verfolgen.

Der Klang

Für seine recht kleinen Maße spielt das 3sixty richtig groß auf. Absolut kein Vergleich mehr zu früheren Radioweckern, die eher immer ein bisschen wie eine Blechdose klangen. Ein voller voluminöserSound, Bässe tief und sauber, gut abgestimmt mit Mitten und Höhen, wirklich ein Hörgenuss. Sowohl beim hören im Raum, als auch leise als Audioquelle direkt am Bett, hat es mich sehr begeistert. Ich empfand den Sound und vor allem auch die Klangverteilung als sehr angenehm, nahezu perfekt.
Über das Gerätemenü oder auch mit Hilfe der App lässt sich der Sound über einen Equalizer aber auch nochmal verändern und beliebig anpassen.

Grundsätzliches zur Bedienung und Einrichtung

Die komplette Einrichtung und alle erforderlichen Einstellungen können über das Display am Gerät selbst vorgenommen werden. Es bedarf keiner Software für PC oder Smartphones, um das Radio vollständig in Betrieb nehmen und bedienen zu können.
Viele Hersteller von sogenannten Smart-Lautsprechern bieten für ihre Geräte eine Smartphone-App an, mit Hilfe derer man alle Funktionen steuern oder zum Beispiel auch mehrere Lautsprecher untereinander verbinden kann.
Das Teufelradio hat die sogenannte Multiroom-Funktion, sich mit anderen Lautsprechern zu koppeln nicht, daher braucht es grundsätzlich keine App zur Steuerung. Und Teufel hatte bei Erscheinen des Radios auch wohl zunächst keine vorgesehen.

Was bedeutet das für unseren Nutzerkreis

Zunächst einmal, dass blinde Menschen das Radio so nicht selbstständig bedienen und nutzen können. Für die erste Konfiguration braucht man sehende Hilfe. Auch die weiterführende Nutzung ist so eher mühsam und einige Funktionen, wie z.B. das Einstellen der Weckzeiten, lässt sich auch nach der Ersteinrichtung von uns nicht selbst tätigen. Womit eine der Hauptfunktionen für uns schon mal nicht zugänglich ist.

Nachzügler Smartphone App

Mittlerweile hat sich Teufel dann doch noch um eine App für Apple und Android Smartphones bemüht, mit der sich das Radio bedienen lassen und auch eine Ersteinrichtung möglich sein soll. Dafür muss auf dem Radio 3sixty allerdings unbedingt die neueste Firmware Version installiert sein, Erst ab Version (SW47) läuft die Kommunikation mit der App.

Die Möglichkeiten mit der App

Da ich im Besitz eines Apple iPhones bin, habe ich hier nur die iPhone App ausprobieren können und kann somit nur diesbezüglich über meine Erfahrungen berichten.
Die Ersteinrichtung über die App ließe sich wohl schon bewerkstelligen, so das Radio werkseitig die aktuellste Firmware besitzt. Mein Exemplar tat dies nicht und so brauchte ich sehende Hilfe, um mein Gerät zu aktuallisieren, das konnte nur am Radio direkt über ein Menü geschehen. Hat man jedoch bereits die richtige Version, erscheint beim einschalten des Radios sofort der Einrichtungsassistent auf dem Display. Öffnet man die App, kann man sein Radio dort auswählen und wird durch die Einrichtung geführt.
Ist man mit dem heimischen Netzwerk verbunden, hat man per App Zugriff auf alle abspielbaren Quellen und Medien. Lieblingssender lassen sich ebenso einfach einspeichern, sogar ganz ohne die App. Hat man die gewünschte Radioquelle und einen Sender ausgewählt, braucht man nur auf eine der Speichertasten zu drücken und sie einen Moment lang halten. Es ertönt ein kurzes Signal und der Sender befindet sich am gewünschten Platz.

Die Unmöglichkeiten mit der App

So gut wir das Radio über die App bis hier hin auch noch bedienen können, so schlecht verhält es sich mit zwei Funktionen, die die App für uns nicht zugänglich macht bzw. gar nicht erst unterstützt.
Bei der Ersten Funktion handelt es sich um den Equalizer, den gibt es zwar in der App, aber VoiceOver, der iPhone-Screenreader, kann ihn nicht auslesen, sodass er für blinde Menschen bedienbar wäre.

Noch bedeutender jedoch ist das Fehlen einer der Hauptfunktionen des Gerätes.
Es gibt auch mit Hilfe der App keine Möglichkeit, einen Wecker zu programmieren. Dies lässt sich nach wie vor ausschließlich am Gerät selbst tätigen und bleibt somit für uns weiterhin unzugänglich.

Fazit

Ein tolles Digitalradio mit unglaublich vielen Funktionen, das für blinde Menschen jedoch, trotz mittlerweile vorhandener Smartphone App, leider nur eingeschränkt bedienbar ist.

Leider hat Teufel hier auch keine eigene App entwickelt, sondern nur das Design an die bereits vorhandene globale App Undok, zur Steuerung von Digitalradios verschiedener Hersteller mit dem gleichen eingebauten Chipsatz, angepasst.

Letztlich stellt sich die Frage, was Teufel mit der nachgerüsteten App erreichen, welche Zielgruppe der Hersteller ansprechen wollte.
Für sehende Menschen ist die App im Grunde überflüssig, da sich das Radio komplett am Gerät selbst einrichten und steuern lässt. Die App bietet keine zusätzlichen Funktionen.
Blinden Menschen verhilft die App eben leider auch nur bedingt zu einer selbstständigen Bedienung des Radios.
Entweder war der Grund tatsächlich der Gedanke an Barrierefreiheit, der nur leider nicht konsequent zu Ende gedacht wurde oder es war der Versuch dem Radio mit analogen und digitalen Eigenschaften auch noch einen smarten Touch zu geben.

Pluspunkte

Das Radio:
+ Hervorragende Ausstattung
+ Toller Klang
+ Sehr schönes Design

Die App:
+ Der Gedanke an Barrierefreiheit, so die App denn ein Versuch dazu sein sollte

Minuspunkte

Das Radio.
– Funktionstasten teilweise ungünstig platziert und haptisch schlecht unterscheidbar
– Für blinde Menschen ohne sehende Hilfe nur eingeschrenkt bedien- und nutzbar

Die App:
– Eine App, die nicht auf alle Funktionen des Gerätes Zugriff hat
– Nicht alle Einstellungen der App sind mit Hilfstechnologie zugänglich
– Vertane Chance auf eine komplett barrierefreie Bedienung des Gerätes

Wer sich das Radio 3sixty dennoch zulegen oder zumindest anschauen möchte, findet es im Teufel Onlineshop:
Teufel Onlineshop
Der normale Verkaufspreis liegt bei 279 Euro, aber Teufel bietet seine Geräte in ständig stattfindenden Produktaktionen zu sehr atraktiven Preisen an.

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