Mails schreiben, bloggen, Bücher lesen – für das alles ist Jarte meine erste Wahl. Die schlanke Textverarbeitung ist verlässlich, praktisch und extrem barrierefrei. In der Basisversion ist Jarte sogar kostenlos. Ein echter Software-Geheimtip für ein völlig neues Schreiberlebnis.
Ich liebe es zu schreiben. Für unser Blog, fürs Radio oder nur für die Schublade – ganz egal. Der Vorgang des schreibens an sich gibt mir ganz viel: Das Gefühl und der Klang der Tasten beim tippen, und wie sich eine leere Seite langsam mit Inhalt füllt.
Aber mit welchem Programm schreibt es sich am besten? Eine gute Textverarbeitung sollte mich beim schreiben unterstützen und mir diese Tätigkeit so angenehm wie möglich machen. Auf keinen Fall darf sie mir beim denken in die Quere kommen oder meinen Schreibfluss ausbremsen. Dazu kommt noch: Die beste Software ist nicht automatisch die mit den meisten Funktionen.
Verloren in der Textfabrik
Bestes Beispiel: Microsoft Word. Der Officegigant kann wirklich alles und ist gerade deshalb das unbequemste Textprogramm das ich kenne. Eine Textfabrik, in der man sich verläuft. Bis zum platzen mit allen möglichen und unmöglichen Funktionen vollgestopft, die kein Normalsterblicher jemals brauchen wird. Außerdem ist MS Word unverschämt teuer.
„Das ist schon ein schlechter Witz. Wir leben in einem Land des freien Wortes. Und ausgerechnet hier kostet ein Programm namens ‚Word‘ hunderte von Dollar.“ (PC World)
Aber auch kostenlose Office-Alternativen wie LibreOffice kommen für mich nicht in Frage. Das früher als OpenOffice bekannte Softwarepaket ist zwar längst nicht so überfrachtet wie Microsoft Office, aber es mangelt dieser Suite an der nötigen Barrierefreiheit. Die Textverarbeitung lässt sich für Blinde prinzipiell bedienen, es ist aber ein einziger Krampf.
Was will ich eigentlich?
Die Textverarbeitung meiner Wünsche ist schlank und schnell, aber nicht minimalistisch. Sie beschränkt sich ausschließlich auf Funktionen, die man als Privatmensch wirklich braucht und ist gleichzeitig äußerst vielseitig. Und das wichtigste: Sie muss Barrierefrei sein. Und zwar kompromisslos.
So ein Programm gibt es nicht? Dachte ich auch. Bis ich Jarte kennenlernte.
Rennboot gegen Luxusliner
Die Programmbeschreibung macht schnell klar, worauf es den Entwicklern von Jarte ankam. Herkömmliche Textverarbeitungen (wie MS Word) vergleichen sie mit großen Ozeandampfern: Beeindruckend, luxuriös, aber auch träge, schwer zu manövrieren, und vor allem teuer.
Im Gegensatz dazu soll sich die Arbeit mit Jarte anfühlen, als steuere man eine kleine, schnittige Yacht. Schon dieser Vergleich hat mir Lust gemacht, Jarte auszuprobieren. Und aus einem kurzen Probetörn ist inzwischen eine jahrelange Segeltour geworden.
Verlässlich + praktisch + barrierefrei = Jarte
Jarte ist meist das erste Programm, dass ich mir auf jeden neuen Rechner installiere. Einfach weil ich auf dieses ganz spezielle Schreibgefühl an keinem Arbeitsplatz verzichten will. Jarte ist schnell und verlässlich, praktisch und vielseitig. Als wäre das noch nicht genug ist Jarte auch ein Paradebeispiel für gelungene Barrierefreiheit.
Ach ja, Jarte ist in seiner Standardversion übrigens kostenlos. Es gibt aber auch noch Jarte Plus. Für den mehr als fairen Preis von einmalig $19.95 erhält man eine ganze Reihe nützlicher Zusatzfunktionen, außerdem lebenslang freie Updates und einen wirklich netten Support. Ich glaube es gab noch kein Programm, bei dem ich mich so schnell für einen Kauf entschieden habe.
Es folgt ein Überblick zu den wichtigsten Features von Jarte. Bei Funktionen die ausschließlich in der Plus-Version verfügbar sind, habe ich das extra vermerkt.
Klein, schnell und praktisch
Aus jahrelanger Erfahrung kann ich sagen: Jarte funktioniert immer und überall. Die Installation ist eine Sache von wenigen Minuten und auch unter älteren Versionen von Windows läuft die Software problemlos.
Jarte ist aber auch portabel. Man kann Jarte von jedem USB-Stick aus starten, ganz ohne Installation. Stick anschließen und loslegen – mehr braucht es nicht.
Mit seinen 14 MB nimmt Jarte praktisch keinen Speicherplatz weg und ist daher eine gute Wahl für Laptops und mobile Geräte. Letzteres auch weil Jarte vollständig Touchscreen-kompatibel ist.
Verlässlichkeit fest eingebaut
Um Jarte zu einem wirklich verlässlichen Begleiter zu machen, sind die Entwickler auf eine so einfache wie geniale Idee gekommen: Als Herzstück pflanzten sie Jarte eine ganz besondere Komponente ein. Nämlich das robusteste Stück Software, das bei Microsoft jemals programmiert wurde.
Windows ist nun nicht gerade für seine Stabilität berühmt. Es gibt jedoch eine Anwendung, die so gut wie nie abstürzt und eigentlich immer macht was sie soll. Sie ist eher unscheinbar, aber trotzdem auf jedem Windows-Rechner vertreten: Die Rede ist von WordPad.
Seit 1995 hat Windows diese Mini-Textverarbeitung an Bord. Der Kern von WordPad ist im Prinzip bis heute unverändert geblieben. Dieses bewährte stabile Bauteil haben sich die Entwickler von Jarte herausgepickt und ihren Editor quasi drumherum gezimmert.
Wie WordPad, nur besser
Bis ich Jarte kennenlernte, habe ich meine Texte meistens in WordPad getippt. Doch ich fand es auch schon immer schade, wie eingeschränkt WordPad in seinen Möglichkeiten ist.
- Warum kann ich nicht mehrere Dateien gleichzeitig geöffnet haben?
- Warum ist die Suchfunktion so rudimentär?
- Und warum muss ich für eine Rechtschreibprüfung doch wieder Microsoft Word bemühen?
Jarte vereint alle Stärken von WordPad in sich: Die gewohnt schnörkellose Oberfläche, den niedrigen Ressourcenverbrauch und die unempfindlichkeit gegen Abstürze. Darüber hinaus steckt Jarte aber voller Features, die man bei WordPad vergeblich sucht. Jarte ist wie WordPad, nur besser.
Die Funktionen sind sorgfältig ausgewählt und auf Nützlichkeit abgestimmt. Bei keinem der Features kratzt man sich am Kopf und denkt: Wer braucht bitteschön sowas? Trotzdem wird man auch als verwöhnter Schreiberling nichts vermissen. Überspitzt ausgedrückt: Jarte kann nur wenig, davon aber ganz schön viel.
Und was kann Jarte?
Mit Jarte kann man folgende Dateiformate öffnen:
- RTF – Rich Text Format, wird z.B. von WordPad genutzt
- DOC – Word-Dokumente bis Microsoft Office 2003
- DOCX – Word-Dokumente ab Microsoft Word 2007 bis heute
- TXT – Nur-Text-Format (Windows-Text)
Und in folgenden Formaten lässt sich abspeichern:
- RTF
- DOC
- TXT
- HTML
Man sieht: Jarte kommt mit den gängigsten Dateiformaten klar. Die Exportmöglichkeiten nach PDF und HTML runden das ganze ab.
Endlich: Mehrere Dateien auf einmal
In Jarte lassen sich mehrere Dateien gleichzeitig öffnen. Für mich die spürbarste Verbesserung gegenüber WordPad. Dort musste man für jede Datei eine neue Programminstanz aufmachen.
Die offenen Dateien organisiert Jarte in Tabs. Zwischen den Tabs lässt sich ganz einfach mit STRG-Tab wechseln, genau wie wenn man z.B. in Firefox mehrere Seiten offen hat.
Wichtige Dateien auf einen Klick
Und noch etwas kommt einem aus dem Browser bekannt vor: In Jarte lassen sich Dateien als Favoriten festlegen. So hat man schnellstmöglichen Zugriff auf seine besonders häufig verwendeten Dokumente. Die Favoriten erscheinen gleich im Datei-Menü, wo es natürlich auch eine Liste der zuletzt verwendeten Dateien gibt.
Arbeitet man über längere Zeit an vielen Dateien gleichzeitig, kann man das ganze Set auch einfach als Projekt abspeichern. Öffnet man die von Jarte erzeugte Projektdatei, werden automatisch alle Dateien geöffnet, die zu dem jeweiligen Projekt gehören (Plus!).
Rechtschreibung prüfen endlich barrierefrei
Auch mit Jarte macht man Fehler. Aber man findet sie jetzt leichter. Dank einer Rechtschreibprüfung, die nicht nur kinderleicht zu bedienen, sondern auch endlich barrierefrei ist. Das als falsch erkannte Wort wird buchstabiert. Über die Pfeiltasten kann man sich den genauen Zusammenhang noch einmal vorlesen lassen und bekommt auch gleich jede Menge Korrekturvorschläge, die man dann nur noch auszuwählen braucht.
Obwohl es Jarte bisher nur in englischer Sprache gibt, bringt die Software auch ein Wörterbuch für die deutsche Rechtschreibung mit. Die Rechtschreibprüfung kann auch im Hintergrund laufen (Plus!). Über ein akkustisches Signal wird man dann gleich bei einem potentiellen Fehler gewarnt.
Und dann gibt es da noch das extrem nützliche Feature der Autokorrektur. Damit kann man nicht nur Wörter automatisch berichtigen lassen, die man immer wieder falsch schreibt. Es ist auch möglich, Kurzformen zu definieren, so dass ich z.B. nur noch „Hörf“ schreiben muss und Jarte daraus dann automatisch „Hörfutter“ macht. Richtig eingesetzt erhöht das die Geschwindigkeit enorm.
Die Magie der Zwischenablage
Mit der Windows-Zwischenablage lässt sich viel mehr anstellen als nur kopieren und einfügen. Durch Jartes ClipList erhält die Zwischenablage ein Gedächtnis. In dieser Liste, die man wie alles in Jarte ganz bequem über die Menüleiste erreicht, lassen sich die zehn letzten Inhalte abrufen, die man in die Zwischenablage kopiert hat. Einen wichtigen Link kopiert und dann überschrieben? Kein Problem. Einfach in der ClipList zurückblättern und alles ist wieder da.
Der für mich größte Clou ist aber, dass Jarte einzelne Clips auch fest abspeichern kann (Plus!). Diesen Clips lassen sich individuelle Kurztasten zuweisen. Drückt man diese Taste, ist der gewünschte Clip sofort wieder in der Zwischenablage und kann eingefügt werden. Ich nutze dieses Feature häufig beim schreiben von Blogartikeln. Bestimmte Markdown-Befehle, z.B. für Hyperlinks, habe ich mir als Clip abgespeichert. So brauche ich dafür nur noch zwei Kurztastenbefehle, anstatt sie immer wieder komplett eintippen zu müssen.
Bücher lesen mit Jarte: Lesezeichen und Notizen
Jarte ist auch ein tolles Leseprogramm. Zumindest wenn man Bücher gerne am PC liest.
Mit Jarte stellt sich nie mehr die Frage, wo man zuletzt aufgehört hat zu lesen, denn Jarte erlaubt es, beliebig viele Lesezeichen zu setzen. Per Funktionstaste oder Liste im Menü springt man bequem an jede durch ein Lesezeichen markierte Position. Selbst wenn man die Datei schließt oder Jarte beendet merkt sich der schlaue Editor die Bookmarks auch nach dem nächsten Neustart.
Wenn euch beim lesen wichtige Gedanken kommen, könnt ihr die übrigens auch gleich an Ort und Stelle festhalten. Statt in das Buch „hineinzuschmieren“ könnt ihr auch einfach einen Zettel mit Notizen dranheften. Jarte erlaubt es nämlich, jeder Datei eine Notiz hinzuzufügen, auf die man aus der jeweiligen Datei heraus umschalten kann (Plus!).
Kreativ durch Schreibmaschinen-Sounds
Okay, das fällt wohl eher unter Spielerei. Aber ganz ehrlich: Ich möchte dieses Spielzeug nicht mehr missen. Wenn jeder Tastendruck nach altmodischem Schreibmaschinengeklapper klingt, hat man gleich ein ganz anderes Schreibgefühl. Und genau diese Sounds kann man bei Jarte einschalten – komplett mit Papiervorschub und klingeln am Zeilenende. Retroquatsch oder die reine Musik – entscheidet selbst.
Das Beste kommt zum Schluss: Der Screen Reader Modus
Das war jetzt nur eine Auswahl der Features, die ich persönlich am praktischsten finde. Womit Jarte aber wirklich den Vogel abschießt, verdient nochmal ganz besondere Erwähnung. Was man sich bei so vielen etablierten und teuren Programmen wünscht, hier wurde es umgesetzt: Ein Screen Reader-Modus.
Beim starten prüft Jarte, ob auf dem jeweiligen Rechner ein Screen Reader im Einsatz ist. Ist das der Fall, passt Jarte seine Oberfläche an die Bedürfnisse blinder Anwender an.
Die ohnehin sehr barrierefreie Oberfläche wird noch etwas übersichtlicher. Rein visuelle Symbolleisten blenden sich aus, zudem werden wichtige Informationen direkt an die Sprachausgabe ausgegeben, z.B. zu Suchergebnissen oder Rechtschreibfehlern.
Tipp: Normalerweise erkennt Jarte einen vorhandenen Screen Reader sehr zuverlässig. Ist das mal nicht der Fall, kann man nachhelfen. Einfach folgenden Text in die Zwischenablage kopieren:
enable screen reader mode
Dann direkt Jarte starten. Der barrierefreie Modus ist nun aktiviert und bleibt es auch, ohne dass man diesen Trick jedesmal neu anwenden muss.
Der Grad der Zugänglichkeit lässt sich auch noch individuell anpassen. Jarte verfügt von Haus aus schon über eine Menge Kurztastenbefehle. Fast alle davon lassen sich verändern und neue Shortcuts hinzufügen (Plus!).
Selbst das auswählen von Schriftarten und anderen Formatierungen funktioniert in Jarte für blinde Nutzer viel unkomplizierter als in anderen Textverarbeitungen. Fast alle meine Artikel für dieses Blog habe ich in Jarte geschrieben. Aber auch im Büro greife ich inzwischen immer öfter auf dieses Textprogramm zurück – wegen seiner Übersichtlichkeit und weil ich mit Jarte einfach schneller arbeite. Für jeden neuen PC ist die kostenlose Version von Jarte ein zuverlässiger Tipp für die barrierefreie Grundausstattung. Aber auch die Plus-Version ist zu empfehlen und das Preisleistungsverhältnis könnte nicht besser sein.
Ein Gedanke zu „Barrierefrei texten: Mit Jarte schreibt sich’s einfach besser“