Ein echter Cowboy braucht keinen Colt. Waffen sind auf dem Gelände des Route-91-Festivals in Las Vegas verboten. Genau wie Feuerwerkskörper. Trotzdem dachten viele der Countryfans an eine Pyro-Show, als die ersten Schüsse fielen. Seinen Hit „She’s Country“ sang Jason Aldean aber nicht zu Ende. Mitten im Song flohen der Country-Rocker und seine Band von der Bühne.
https://www.youtube.com/watch?v=2AZLUohDCGo
Das „Route 91“ ist ein Festival mit familiärer Atmosphäre. Neben der Countrymusik gibt es Zaubershows, Zirkusartistik und sogar Boxkämpfe zu bestaunen. Seit 2014 kommen auf dem ehemaligen Parkplatz in Las Vegas jedes Jahr über 30.000 Besucher zusammen, die alle eines verbindet: Sie fühlen sich Country.
War unter ihnen dieses Jahr auch ein Country Girl, wie Jason Aldean es in seinem Song beschreibt? Eine Frau, die Country atmet, Country lebt, in den Liedern die sie gerne hört und in den Gebeten die sie spricht? Die mit Country im Blut geboren wurde und die keine Angst hat, immer Country zu bleiben, weil im Country ihre Wurzeln liegen?
Bestimmt hat sie auch in diesem Jahr ihrer Musik gelauscht, wollte ihren Stars hautnah begegnen: Eric Church, Sam Hunt oder eben Jason Aldean. Wie viele dieser Country Girls zählen zu den bisher 58 Toten? Wie viele befinden sich unter den mehr als 500 Verletzten?
Echter Country hat nichts mit Waffen zu tun. Auch nicht mit Massenmord und Terror. Country ist etwas positives, lebendiges. Ein gelungener Countrysong enthält für mich immer beides: Freude und Schmerz, Angst und Zuversicht. Aber niemals den Aufruf zur Gewalt gegen friedliche Festivalbesucher. Einen Countrysong darzubieten ist ein Akt der Liebe, die Bluttat von Las Vegas ein Akt der Barbarei.
Ganz gleich ob sie ein Countrygirl aus South Carolina ist, „das die Nächte durchfeiert“, ein „durchgeknalltes Mädel aus Brunswick“ oder ein „saftiger Pfirsich aus Georgia“ – She’s Country, und das sind wir auch!