Anstand, Selbstmord, Frauengold: ZDF-Serie „Ku’damm 56“ wird fortgesetzt

Drei Frauen wollen tanzen, aber das Korsett der Konventionen sitzt eng. „Ku’damm 56“ zeichnet ein erschütterndes Bild der 50er Jahre aus weiblicher Sicht. Ab diesem Sonntag wird die ZDF-Serie fortgesetzt – mit „Ku’damm 59“. hier könnt ihr die alten und die neuen Folgen direkt anschauen, auch mit Hörfilm.

Eine Tanzschule, eine Rock ‚N‘ Roll-Kneipe und eine Psychiatrie. Das sind die drei Schauplätze, an denen der ZDF-Dreiteiler „Ku’damm 56“ hauptsächlich spielt. Es gibt keine besseren Settings, um den Geist der 50er Jahre einzufangen.

Selbstverwirklichung mit Schulterwurf

Dreh- und Angelpunkt des ZDF-Dreiteilers von 2016 ist die Berliner Tanzschule „Galant“. Der Name ist Programm. Caterina Schöllack (Claudia Michelsen) führt die Schule mit sittenstrenger Hand. In diesem Hort guter Umgangsformen kreuzen sich alle Handlungsstränge. Vor allem die Lebensläufe von Caterinas drei Töchtern Helga, Eva und Monika.

Jede der drei Frauen ist auf dem Weg zu ihrem ganz persönlichen Lebensentwurf. Wie der auszusehen hat, darauf gibt es für die anständige Frau des Jahres 1956 allerdings nur eine gesellschaftlich akzeptable Antwort: Heiraten, Hausfrau, Kinder.

Helga heiratet einen Rechtsanwalt aus ostpreußischem Adel, nur um festzustellen, dass ihr Gatte homosexuell ist. Sorgenkind Monika wird erst vergewaltigt und dann vom gerade aufkommenden Rock ’n‘ Roll infiziert – bis zuletzt kann sich Mutter Caterina nicht entscheiden, was davon schändlicher ist. Zu „Rock around the clock“ fliegen weibliche Körper mit Schwung über starke Männerschultern, und die bürgerlichen Konventionen gleich hinterher.

Interessanter als die ziemlich stark im Fokus stehende Monika finde ich persönlich aber Eva, die als Krankenschwester auf einer psychiatrischen Station arbeitet. Sie weiß um die Erwartungen der Gesellschaft, kennt aber auch die Wünsche der Männer. Wie Eva lernt, beides gegeneinander auszuspielen und sich nutzbar zu machen, auf eine leise und dennoch rücksichtslose Art, ist für mich eine der stärksten Geschichten dieser Serie.

Drei junge Frauen in der Alltagsrealität der 50er Jahre, zwischen Unterordnung, Rebellion und Nervenzusammenbruch. Dazwischen wie ein Leitmotiv immer wieder „Frauengold“: Eine Art Hausdroge, in den 50ern angepriesen für „hysterische Frauen“ und irgendwann verboten, weil das Mittel hochgiftig war.

Fortsetzung „Ku’damm 59“ – hier gibt’s alle Folgen

Am Sonntag dem 18. März startet im ZDF die Fortsetzung „Ku’damm 59“. Wieder ein Dreiteiler, diesmal – wie der Titel vermuten lässt – drei Jahre später angesiedelt. Wir erfahren nicht nur, wie es mit Caterina und den drei Schwestern weitergeht, wir bekommen nebenbei mit Sicherheit auch wieder eine Menge Zeitgeschichte vermittelt. Die wurde schon im ersten Dreiteiler sehr leichtfüßig und vor allem unaufdringlich eingeflochten, was nicht jede Histo-Serie schafft.

Ihr habt die ersten drei Teile verpasst? In der ZDF-Mediathek könnt ihr alle Folgen kostenlos ansehen. Hier die Links, natürlich auf die Fassungen mit akkustischer Bildbeschreibung für Blinde:

Ab Sonntag gibt es dann auch direkt alle drei Teile der Fortsetzung „Ku’damm 59“ in der Mediathek zu sehen.

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