Sie fühlt mit den Füßen: Kati in der Welt der Barfußschuhe

Eine neue Art von Schuhen wird immer populärer: In Barfuß- oder Minimalschuhen genießen die Füße nicht nur mehr Freiheit, man entwickelt auch ganz automatisch einen gesünderen Gang. Vor allem eröffnen Barfußschuhe aber ein ganz neues Gefühl für den Boden unter uns. Besonders für uns Blinde ist das bedeutsam, denn wir fühlen auch mit den Füßen.

Immer wenn meine Mama mit mir Schuhe kaufen war, sagte sie zu den Verkäuferinnen einen Satz, der mich damals immer sehr verlegen machte, weil er mich so abhob von allem, was als „normal“ galt:
„Die Sohlen dürfen nicht zu dick, die Schuhe nicht zu steif sein, denn sie fühlt ja auch mit den Füßen.“.
Damals als Kind habe ich das für den totalen Quatsch gehalten. Mit den Füßen fühlen, wer tut denn sowas, mit den Händen konnte ich fühlen, aber doch nicht mit den Füßen?
Und doch, meine Mama hatte sooo recht! Denn genau so ist es. Die Füße sind der Körperteil, mit dem wir als erstes den Boden berühren und über den wir ganz viele Informationen über Bodenbeschaffenheit, Hindernisse etc. bekommen können. Vieles geht freilich verloren, solange wir auf dicken, steifen Sohlen durchs Leben trampeln. Inzwischen weiß ich aber, dass es noch etwas anderes gibt. Eine Art von Schuhen, die mich dem Boden unter mir wieder ein gewaltiges Stück nähergebracht haben.

Minimal und trotzdem robust

Ich gebe es offen zu, ich bin ein totaler Fan von sogenannten Barfußschuhen. Die korrektere Bezeichnung dafür ist meiner Meinung nach der Begriff Minimalschuhe, denn er beschreibt genau, was es ist: Ein minimaler Schuh und ein minimales Schuhgefühl, so, als würde man Barfuß laufen.
Ein solcher Schuh besteht aus leichten Materialien und die Sole ist so dünn, dass man eben gerade noch eine unterm Fuß hat. Sie ist weich und biegsam, aber dennnoch robust, damit sie einer Nutzung auf Asphalt, Steinen und Geröll auch Stand hält, ohne, dass man sich die Fußsohlen verletzt. Es existieren die verschiedensten Arten von Sohlen auf dem Markt, die einzelnen Hersteller, von denen immer mehr auf den chuhmarkt drängen, bieten für die unterschiedlichsten Untergründe Sohlen an.
Auch die Designauswahl wird immer größer. Vom Hausschuh über den Freizeit und den Sportschuh, bis hin zum Businessschuh, findet sich alles am Schuhmarkt.

Die Gangart: Auf dem Ballen laufen

Wichtig zu wissen ist, dass man sich beim Tragen solcher Schuhe eine etwas andere Gangart angewöhnen muß, den sogenannten Ballengang. Hierzu lassen sich im Netz vielerlei Anleitungen, z.B. bei Youtube finden.
Auch für uns Blinde sind diese Videos übrigens nicht komplett nutzlos. Auch wenn wir uns den Gang nicht abgucken können, läßt sich gut verstehen, wie es gemeint ist. Man tritt nicht, wie gewohnt, zuerst auf der Verse auf und rollt dann über Ballen und Zehen ab, hier läuft man wirklich auf dem Ballen.
Über die Vorteile, die diese Gangart für unsere Gesundheit haben soll und natürlich auch über die Nachteile, die Kritiker sehen, gibt es im Web zahlreiche Informationen, daher werde ich mich an dieser Stelle darüber nicht deteiliert auslassen. Die Befürworter dieser Schuhe und der Gangart, führen deren Richtigkeit auf die Fußhaltung von Babies zurück. Wenn man ein Baby, das noch nicht laufen kann, auf die Füße stellt, so dass es laufen könnte, tritt es intuitiv immer zuerst mit dem Ballen, nicht mit der Verse auf.

Viel Gefühl und automatisch warm

Das ich Minimalschuhe für mich entdeckt habe, ist mittlerweile etwas über ein Jahr her. Darauf gekommen bin ich bei meiner stetigen Suche nach leichten und bequemen Schuhen. Ich kann es nicht mehr gut haben, wenn Schuhe zu schwer, zu dick und zu klobig sind. Klar gibt es Situationen und auch Wetterbedingungen, die genau solche Schuhe erfordern, aber, wenn ich es vermeiden kann, tue ich es.
Meine ersten Minimalschuhe waren die Leguano Classic:
Leguano Classic schwarz
Der Schuh ähnelt einer anti-rutsch-Socke, ein Strumpf mit einer dünnen Sohle untendrunter. Die Sohle hat kleine Noppen, eine Art Markenzeichen von Leguano, all deren Schuhe besitzen diese Sohle. Sie ist sehr robust und ermöglicht dennnoch ein natürliches Laufgefühl. Man spührt den Untergrund sehr deutlich, muß aber keine Angst vor Verletzungen haben.
Super bequem und man fühlt sich leicht und luftig an den Füßen. Der Socken geht ein Stück bis über den Knöchel, sodaß er auch einen guten Halt am Fuß gewährleistet. Und wer jetzt denkt, die sind doch nur was für drinnen, der irrt sich gewaltig. Auch für draußen sind die prima, an wärmeren Tagen sowieso, aber auch an etwas kälteren halten sie die Füße noch warm. Und da man mit solchen Schuhen und dem Ballengang die Fußmuskulatur ohnehin wieder viel mehr beansprucht, erwärmen sich die Füße durchs Gehen von selbst.

Mein zweites Paar war ebenfalls ein Leguano-Schuh, der Ballerina:
Leguano Ballerina schwarz
Auch wieder eine Art Socken mit Sohle drunter, allerdings kürzer am Schaft als der Classic und mit einem Ausschnitt auf dem Fußrücken, so dass an warmen Sommertagen viel Luft an die Füße kommt.

Der Wickelschuh

Danach folgte ein besonderes Paar der Firma Vibram Five Fingers, die Furoshiki:
Vibram Furoshiki
Diese besondere Wickeltechnik kommt aus Japan. Ein Schuh, der sich sehr individuell an den eigenen Fuß anpassen läßt. Auf die Sohle ist eine Schuhkappe aus Stoff genäht und an den Seiten hängt jeweils eine Stoffbahn, die quer über Kreuz übereinandergelegt und um den Fuß gewickelt wird. Fixiert wird das ganze mit Klettverschluss.
Der Stoff ist dünn und elastisch, die Sohle ist nur wenige Millimeter dick, sehr biegsam und angenehm weich unterm Fuß. Der ganze Schuh ist super leicht und total bequem, dadurch, dass er sich so toll an den Fuß anpassen läßt.

Barfuß im Internet

Leider ist es sehr kompliziert, Minimalschuhe irgendwo zu testen, denn normale Schuhläden haben sowas nur mit ganz viel Glück herumstehen. Bisher sind in Deutschland auch noch nicht viele Hersteller mit eigenen Filialen vertreten, ich kenne hier nur Leguano und Vivobarefoot.
Am ehesten kommt man dran, wenn man übers Internet bestellt.
Nun ist es ja kaum machbar, zich Modelle aller möglichen Hersteller nur mal zur Ansicht zu bestellen. Natürlich hat man ein Rückgaberecht, aber für uns Blinde ist so eine Rücksendung ja auch nicht immer allein so ohne weiteres machbar. Da braucht es häufig noch sehende Hilfe, bedeutet also viel Umstand.
Neben der Frage nach der richtigen Größe, die sich jeder stellt, der etwas im Internet bestellt, kommt für uns dann noch hinzu, dass gerade Kleidung im Web häufig nur sehr notdürftig in Textform beschrieben wird. Bilder gibts zu Hauf, aber am Text wird gespart. Somit habe ich zumindest oft Schwierigkeiten, mir ein entsprechendes Produkt wirklich gut vorstellen zu können. Vielfach bin ich da sehr froh über ausführliche Kundenrezensionen bei Amazon, denn der ein oder andere verdeutlicht den Eindruck, den ich als Blinder von einem Kleidungsstück habe, manchmal bewußt oder auch unbewußt doch noch durch einen beschreibenden Satz.
Dadurch, dass man eben hauptsächlich übers Internet an Barfußschuhe kommt, kenne ich noch nicht all zu viele, habe bisher nur wenige getestet. Aber ich werde da weiter dran bleiben.

Ein Gedanke zu „Sie fühlt mit den Füßen: Kati in der Welt der Barfußschuhe“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert