Barfußschuhe im Winter: Der ultimative Härtetest in Schnee und Eis

Barfußschuhe, das klingt doch schon sehr minimal, aber dann auch noch im Winter? OK, das mag noch gehen, aber in 1.800 m Höhe, bei Eis und schnee? Kann das wirklich funktionieren? Spührt man nachher seine Füße überhaupt noch oder wird das eine komplett neue, überraschende Erfahrung sein? Ich habe mich für euch dieser Erfahrung gestellt: In Winterbedingungen, auf dem Weihnachtsmarkt und im Skiurlaub. Das Ergebnis ist verblüffend.

In meinem ersten Artikel habe ich beschrieben, wie schwer es allein schon ist, die passenden Barfußschuhe für den Alltag zu finden. Wenn dann noch der Winter vor der Tür steht, macht das die Suche nicht gerade leichter. Wintertaugliche Minimalschuhe – gibt es das überhaupt? Schuhe aus leichten Materialien und kaum vorhandener Sohle, die nicht nur warm halten, sondern auch trocken?

Gekauft habe ich mir nach einigen Recherchen zwei Paare von unterschiedlichen Herstellern.

Zum einen die Thermo von Leguano:
Leguano Thermo
Eine Art Kurzstiefelette mit der leguanotypischen Noppensohle. Der Stiefel ist zum reinschlüpfen, ohne ein weiteres Verschlusssystem. Das restliche Material besteht aus einem leicht wasserabweisenden etwas angerauhten Material, dass aber keinesfalls wasserdicht ist. Innen fühlt es sich leicht fleecig an und dazwischen befindet sich eine Isolierschicht.

Außerdem einen von Vibram Five Fingers:
Trek Ascent Insulated
Das ist die Wintervariante des Sportschuhes Trek Ascent. Die sind aus Stoff, haben eine richtige Schnürung und eine dünne bewegliche Sohle. Im Innern sind sie für den Winter noch mit einer sehr dünnen Wollschicht ausgestattet.

Freiheit für die Zehen

In meinem letzten Beitrag habe ich von Vibram ja noch den Wickelschuh vorgestellt. Dies hier ist nun eine ganz andere Variante. Vibram Five Fingers war der erste Hersteller von sogenannten Zehenschuhen. Das bedeutet, man hat im Schuh für jeden Zeh eine eigene Kammer.
Das Anziehen ist da natürlich ein bißchen umständlicher und am Anfang auch gewöhnungsbedürftig, aber mit etwas Übung ist es bald kein Hexenwerk mehr.
Nach meinen bisherigen Erfahrungen mit Minimalschuhen war ich auf diese Art Zehenschuhe total neugierig. Zumal ich vielfach gelesen habe, dass das Barfußgefühl noch intensiver sein soll. Auch die Beweglichkeit für die Zehen ist viel größer. Die werden durch die einzelnen Kammern ein bißchen weiter auseinander gedrückt, was auch gesunder sein soll, weil unsere Zehen durch normale Schuhe heut zu tage sehr zusammengedrückt sind.
Nun muß ich dazu sagen, dass dies meine ersten Zehenschuhe sind und bei dem Wintermodell muß ich mich doch vielen der Amazon-Rezensenten anschließen. Durch die leichte Fütterung von innen, die Wärme spänden soll, ist dieses Schuhmodell nicht so leichtgängig und Beweglich wie andere Modelle des Herstellers. Die Einzelnen Zehenkammern sind sehr eng, sodaß man die Zehen, die im Winter ja häufig zusätzlich noch in Zehensocken stecken, schon ziemlich reinquetschen muß.
Das führt bei nicht ausreichender Bewegung schnell zu kalten Füßen. Also als Einsteigermodell vielleicht nicht so sehr geeignet, aber ich mag sie trotzdem, die Haptik gefällt mir und ich mag das Gefühl, Zehenschuhe zu tragen.
Was mich dann auf jeden Fall demnächst, wenn der Frühling naht, zu einem weiteren Kauf von Vibram Five Fingers bewegen wird. Welche es werden, weiß ich noch nicht, aber ich hatte vor einiger Zeit bei Trekkingkönig in Hamburg die Gelegenheit, 2-3 Sommervarianten dieser Zehenschuhe kurz anzuprobieren und diese Beweglichkeit im Fuß, diese Leichtigkeit des Schuhs, gefiel mir sehr.

Der Winter ist da: Der kleine Härtetest

Den habe ich in der Vorweihnachtszeit bereits auf den verschiedensten Weihnachtsmärkten Hamburgs gemacht.
Mein Fazit fällt sehr gemischt aus:
Auch, wenn es ein tolles Gefühl ist, im Winter mit leichten Schuhen herumzulaufen, sollte man sich doch gut überlegen, wann man zu welchem Paar schuhe greift.
Natürlich ist das eine ganz individuelle Sache, es hängt ja auch damit zusammen, wie leicht man friert, an welchen Stellen man am schnellsten kalt wird und wieviel man sich bewegt.
Definitiv ist es mir so ergangen, dass man in beiden Paar Schuhen sowohl im Vibram Five Fingers Trek Insulated als auch im Leguano Thermo sehr schnell kalte Füße bekommt, wenn man nur auf dem Weihnachtsmarkt am Glühweinstand herum steht. Sobald man sich dann aber wieder in Bewegung setzt, habe ich die Erfahrung gemacht, dass vor allem im Vibram Trek Insulated meine Füße recht schnell wieder warm wurden, durch die besondere Beanspruchung der Fußmuskulatur.
Bei den Leguano Thermostiefeln halte ich die zusätzliche Verwendung einer extra Thermosole für unerlässlich. Meine Füße sind in diesen Schuhen ständig unterkühlt, was sicher auch am nahen Kontakt zum kalten Boden liegt. Natürlich trübt so eine Einlegesohle wieder das Barfußgefühl.
Aber als bequeme Reiseschuhe, z.B. mit der deutschen Bahn, sind die Thermos super. In den häufig unterkühlten Wagen, in denen die DB wohl meist eher Frischfleisch anstatt Menschen Transportieren möchte, halten diese Schuhe die Füße dort sehr angenehm warm.

Der große Härtetest: Barfuß in dem Skiurlaub

Den habe ich nun vergangene Woche im Oberengadin in der Schweiz machen können.
Beide Paar Schuhe haben mich dorthin begleitet und natürlich haben sie für Aufsehen gesorgt.
Dazu muß man sagen, dass es ziemlich viel geschneit hatte, optimale Bedingungen zum testen also, aber da viel man mit solcherlei Schuhen schon auf. Normalerweise tragen die Leute dort möglichst festes, strapazierfähiges Schuhwerk und keine hausschuhähnlichen Modelle.
Na gut, Hausschuhe sind es eben überhaupt nicht, aber ein bißchen muten sie schon so an, weil sie eben sehr leicht und sehr bequem sind.

Die Vorbehandlung

Beide Paare mußte ich vorbehanden, heißt, einsprühen.
Beide sind nicht wasserfest oder gar wasserdicht. Der Thermo von Leguano ist wasserabweisend und bringt von Haus aus eine Impregnierung mit. Dennnoch muß man diese hin und wieder erneuern, vor allem, wenn man ihn wirklich nasser Witterung aussätzt. Der Vibram-Schuh muß impregniert werden, seine Oberfläche ist nicht wirklich wasserabweisend.
Also habe ich beide Modelle bevor es los ging ordentlich eingesprüht. Dies sollte man unbedingt an der frischen Luft tun, denn die Stoffe des Impregniersprays sind nicht für Innenräume zugelassen.

Selbst im Tiefschnee keine nassen Füße

Im Urlaub habe ich meistens Ski-Langlauf gemacht.Wenn ich draußen war, habe ich deshalb in der Regel Langlaufschuhe getragen. Trotzdem habe ich die Minimalschuhe auch im Tiefschnee getestet.
Und ich muß sagen, beide Modelle haben ihre Sache sehr gut gemacht. Natürlich mußte man in beiden Schuhen die Füße in Bewegung halten, aber nasse Füße habe ich zu keiner Zeit bekommen.
Fairerweise muß ich aber auch betonen, dass ich damit zu keiner Zeit durch tiefe Pfützn, sondern lediglich durch tiefen Schnee gelaufen bin.

Mein Fazit

Leichte und bequeme Schuhe sind auch im Winter für mich was tolles. Sie geben mir und meinen Füßen ein Gefühl von Freiheit. Aber man muß sich in ihnen bewegen, längerer Stillstand führt sehr schnell zu kalten Füßen.
Impregniert halten die auch größere Schneemassen gut von den Füßen ab, ohne gleich durch zu sein.
Also: Das waren ja nun erst mal nur zwei Modelle von ganz vielen Modellen am Markt. Mit denen bin ich in meinem ersten Minimalschuh-Winter sehr zu frieden und mein Ergebnis lautet:
Minimalschuhe im Winter, auf jeden Fall. Man muß das richtige Modell für den entsprechenden Einsatz aber für sich finden. Aber da habe auch ich ja noch jede Menge zu testen und auszuprobieren.

Ob Sommer oder Winter: Das wirklich faszinierende an Barfußschuhen ist für mich vor allem das neue Gefühl für den Untergrund, auf dem ich laufe. Mit den Füßen ist man ganz nah am Boden. Fast so eben, als würde man Barfuß laufen. Für mich als blindem Menschen ist das nochmal eine ganz spezielle Erfahrung. Auf einmal bekomme ich nicht nur über meine Hände und Ohren wertvolle Informationen vermittelt, sondern auch über meine Füße. Und das ganz ohne die Gefahr, mir die Füße dabei zu verletzen oder zu verkühlen.

Da hat meine Mama große Weitsicht bewiesen, als sie früher der Verkäuferin im Schuhgeschäft sagte, ich müsse auch mit den Füßen fühlen können. Leider ist meine Mama nicht mehr unter uns, aber wenn, hätte ich ihr gern von meiner Erkenntnis erzählt und ihr für ihr tolles Gespühr gedankt.

Und Ihr

Was denkt Ihr über die Minimalschuhe, habt Ihr sie selbst vielleicht schon ausprobiert? Welche habt Ihr getestet, welche sind vielleicht Eure Lieblinge und welche Erfahrungen habt Ihr im Winter gemacht?
Schreibt mir Eure Erfahrungen und Gedanken dazu gerne in den Kommentaren, ich bin total gespannt auf Eure Aussagen, Ideeen und Anregungn.

6 Gedanken zu „Barfußschuhe im Winter: Der ultimative Härtetest in Schnee und Eis“

  1. Hallo. Ich bin diesen Winter mit Barfußschuhen von Wildling sehr zu frieden, auch hier muss man in Bewegung bleiben. Ich neige schnell dazu kalte Füße zu bekommen, aber die echt Wolle hält warm.
    Auch bei Schnee und Eis geht es mit bewussten Schritten ohne auszurutschen, allerdings werden sie nach etwa einer Stunde auch an denen Zehen leicht durchnässt. Sie trocknen aber auch wieder schnell und es bleibt bei den Zehen, die Fußsohle bleibt trocken.

    1. Hallo Melanie, danke für Deine Erfahrungen. Den Chester habe ich mir auch schon angeschaut, aber noch nicht gekauft. Vielleicht steht das diesen Winter an, die Machart gefällt mir auch richtig gut. Hast Du sonst noch weitere Minimalschuhe in Deinem Schuhregal stehen? Vielleicht auch von anderen Herstellern? Ich habe mir diesen Sommer noch weitere zugelegt und werde von meinen Erfahrungen damit bald hier berichten.

  2. Hallo Kati,
    ich laufe seit 3 Jahren barfuß, das ganze Jahr. Im Winter trage ich die Leguano Classic. Und auch nur dann, wenn es aufgrund von Temperatur oder Bodenbeschaffenheit barfuß nicht mehr geht.
    Ich kann Deine Erfahrungen mit den Leguano nur bestätigen.
    Sie bieten mit ihrer Noppensohle optimalen Halt, auch auf den Abstiegen von den Bergen oder auf rutschigen Untergründen (Schnee, Matsch) und auch die mit Streusalz + Split bestreuten Straßen/Bügersteige sind damit einfach angenehmer zu gehen.
    Mit dieser dünnen, flexiblen Noppensohle und dem sockenähnlichen Material bleibt das Barfußgefühl ganz gut erhalten, wie ich finde und doch ist der Fuß vor allerlei Unbill geschützt.
    Manchmal trage ich auch die Aqua Sphere Beachwalker, sie sind bis -5 Grad tauglich, aber auf Schnee und Eis nicht so rutschfest wie die Leguano.
    Herzliche Grüße
    Eva

    1. Liebe Eva, danke für Deine Nachricht. Ja, von den Leguanos bin ich wirklich überzeugt. Die Aqua Sphere Beachwalker kenne ich nicht, aber seit Anfang dieser Woche besitze ich ein Paar Skinners Barfußsocken. Hast Du von denen schon gehört oder sie sogar selbst ausprobiert? Damit bekommt man noch mehr Rückmeldung von der Bodenbeschaffenheit, als mit dem Leguano. Gefallen mir auch sehr gut bisher. Sonnige Grüße!

Schreibe einen Kommentar zu Kati Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert