Hable One – Das kleine Kraftpaket für Smartphones

Smartphones verfügen in der Regel über einen sogenannten Touch-Screen, auf dem sich mit Wisch- und Tippgesten navigieren und sämtliche Funktionen auslösen lassen.
Tasten hingegen gibt es kaum oder gar nicht mehr, sodass man, möchte man noch welche zur Eingabe und Navigation haben, auf externe Tastaturen, die drahtlos via Bluetooth mit dem Smartphone verbunden werden, zurückgreifen kann.
Allerdings ist die Auswahl in Art und Form am Markt groß, da fällt die Entscheidung schwer.
Doch eine davon kann ich hier nun ausführlich vorstellen, da mir die Firma Hable aus den Niederlanden freundlicherweise ein Testexemplar der Hable One Brailletastatur, die in die Hosentasche passt, zur Verfügung gestellt hat.

Kaum Alternativen

Auch blinde Menschen können Smartphones bedienen, denn die darin arbeitenden Betriebssysteme wie Android oder IOS verfügen über einen Screenreader, mit Hilfe dessen sich bei Aktivierung auch ein Touchscreen blind bedienen lässt.
Es ist nicht so, dass es am normalen Markt gar keine Handys mit Tasten mehr gäbe. Allerdings sind das dann eher Geräte zur einfacheren Nutzung und mit weniger Funktionen ausgestattet.
Auf dem Hilfsmittelmarkt gibt es allerdings ein Beispiel für ein modernes Smartphone, welches neben dem Touchscreen auch noch über Tasten verfügt, nämlich das Matapo Blindshell Classic 2, das ich persönlich aber bisher nicht getestet habe.

Externe Tastaturen

Wenn man sich nun also die Bedienung auf einem Touchscreen einfacher machen möchte, kann man Tastaturen benutzen, die sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden lassen.
Der Markt an Modellen ist groß, genauso, wie die unterschiedlichen Größen und Gewichte der Tastaturen. Es müssen ja aber auch viele Tasten untergebracht werden und je kleiner die Tasten, desto schlechter der Schreibkomfort.
Da haben diejenigen unter uns, die die blindenschrift beherrschen, einen entscheidenden Vorteil:
Es braucht viel weniger Tasten und somit kann das Gehäuse auch wesentlich kleiner gebaut sein. Dann passt sie sogar in die Hosentasche, was mit einer herkömmlichen Tastatur kaum möglich ist.

Funktionsweise einer Brailletastatur

Die Brailleschrift, umgangssprachlich auch als Blindenschrift oder Punktschrift bezeichnet, benötigt nur 6 Tasten zur Eingabe von Buchstaben, die dann in unterschiedlichen Kombinationen gleichzeitig gedrückt werden.
Daneben gibt es noch eine Leer, sowie eine Rücktaste, die Zeilenschaltung löst man über eine Tastenkombination aus, das war es schon. Man kann sich vorstellen, dass das insgesamt nur wenig Platz wegnimmt.

Anbindung und Eingabemethoden

Mobile Braillezeilen mit und ohne Tastaturen werden über die IOS bzw. Android Screenreader Voiceover oder TalkBack angesteuert. Diese erkennen, welche Zeichen eingegeben werden und verarbeiten sie eigenständig.
Auch die kurzschriftübersetzung erledigt der Screenreader. Er übernimmt die komplette Arbeit, sodass die Hersteller von Braillezeilen die Funktionen nicht in die Zeilen implementieren müssen.

Reine Brailletastaturen, wie die Hable One, arbeiten als herkömmliches Bluetooth-Eingabegerät und funktionieren auch ohne Screenreader.
Somit können sie auch zur Bedienung von PC-Systemen oder smarten Fernsehern verwendet werden.
Der Funktionsumfang hängt hier nicht vom Screenreader, sondern von den Fähigkeiten der eingebauten Software ab.

Haptik und Design des Hable One

Zuerst einmal fällt die schicke Verpackung auf. Ein sehr stabieler, sehr aufgeräumter Karton, in dem sich neben der Tastatur noch ein, mit Stoff ummanteltes USB-Kabel, sowie eine Anleitung auf Papier befinden. Eine digitale Anleitung kann von der Homepage von Hable heruntergeladen werden.
Die Tastatur aus stabilem Kunststoff fühlt sich ebenso wertig an, nichts knarzt oder wackelt. Sie ist rechteckig und etwas kleiner als beispielsweise das iPhone SE 2020, das ich selbst nutze und passt genau auf den Bildschirm, auf dem sie theoretisch mit ihren vier Gummifüßchen sicher und kratzfrei zum Tippen abgestellt werden kann. Die eigentliche Schreibhaltung ist aber in den Händenliegend.

Das Hable One von Oben mit Handschlaufe

Ganz nach Bedarf kann aber die Einstellung der Punkteanordnung im Hable One Menü umgedreht werden.
Die Ergonomie ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Aber nach dem Studium der Anleitung kommt man hinter das Geheimnis. Hier sind die tasten nämlich nicht quer, wie bei Braillezeilen mit Punktschrifteingabe oder Punktschriftmaschinen gesetzt, sondern quasi senkrecht. Was aber, hält man die Tastatur beim Schreiben in den Händen, sehr viel Sinn ergibt.

Aufbau und Haltung

Das Hable One verfügt lediglich über 8 Tasten, Punkte 1 bis 6 zur Eingabe von Buchstaben, sowie zwei weitere, etwas größere Tasten, Punkte 7 und 8. Bei der Texteingabe sind sie Rück- und Leertaste, in Kombination mit anderen Tasten gedrückt, lösen sie weitere Befehle aus. Lang gedrückte Buchstaben dienen der weiteren Navigation.
Beim Schreiben liegt die Tastatur auf den Daumen, während die restlichen Finger auf den Tasten liegen, die von einem wegzeigen.

Das Hable One in Verwendung

Der Tastenanschlag gibt eine angenehme Rückmeldung und ist aber auch nicht zu leichtgängig, sodass man ständig ausversehen irgendwelche, nicht gewollten Zeichen oder Aktionen ausführen könnte. Ein leichtes Klappergeräusch ist beim Tippen durchaus zu hören, aber ich habe schon auf lauteren Tastaturen getippt.
An der Oberseite befindet sich der ein- und aus Schiebeschalter, an der Unterseite eine USB-C-Ladebuxe, über die man auch Software-Updates einspielt.
Hable One seitlich

Generell muss man sich für eine effektive Nutzung schon einige Tastenkombinationen merken, aber viele davon sind auch sehr intuitiv und mit etwas Übung hat man die schnell drauf.
Feedback erhält man auch durch gut spürbare Vibrationen der Tastatur.

Fazit

leider fehlt mir bisher noch der Vergleich zu anderen Smartphone Brailletastaturen, aber das Hable One kann ich uneingeschränkt empfehlen.
Mit 269 € Verkaufspreis ist sie durchaus teurer, als andere Tastaturen auf dem Markt, aber man bekommt hiermit wirklich ein kleines Kraftpaket geliefert.
Es ist leicht und, kleiner als ein Smartphone, sehr handlich. Die wenigen Tasten bieten eine gute Übersichtlichkeit und selbst die vielfältigen Tastenkombinationen zur Bedienung und Navigation, wird man sich mit ein wenig Einarbeitung und Übung leicht merken können.
In Verbindung mit einem Kopfhörer kann das Smartphone komplett in der Tasche verbleiben, es lässt sich mit der Tastatur rund um bedienen.
Durch Softwareupdates werden die Funktionen stetig erweitert. Möglicherweise wird auch irgendwann eine Kurzschrift-Rückübersetzung implementiert, bisher lässt sich nur in Vollschrift schreiben. Lediglich einige Kürzungen, wie IE, EI, ST, AU und mit Punkt 4 eingeleitete Sonderzeichen, Zahlenzeichen für die Zifferneingabe und Punkte 4 und 6 bzw. 4 und 5 für die Großschreibung, lassen sich nutzen.
Doch wahrscheinlich wäre bei der Komplexibilität der Blindenkurzschrift, die von blinden Kindern kaum noch gelernt wird, die Möglichkeit für Computerbraille noch sinnvoller, da man Diese von Braillezeilen gewöhnt ist.
Könner und Liebhaber der Brailleschrift nutzen also nicht nur die Vorteile der geringen Abmessungen und Übersichtlichkeit, sondern können auch noch dazu beitragen, dass die Brailleschrift für blinde Menschen ihre Funktion und Bedeutung in unserer Gesellschaft nicht gänzlich verliert.

Die homepage des Herstellers erreicht man unter folgendem Link, dort finden sich alle wichtigen Informationen und Gebrauchsanleitungen zur Hable One:
Hable One

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